Kinderschutzgruppe veröffentlicht gemeinsam mit UKE und AKK digitalen Leitfaden für interdisziplinäre Betreuung chronisch kranker Kinder

Hamburg, 16. November 2022 - Funktionierender Kinderschutz ist für alle Kinder und Jugendliche notwendig. Internationale Meta-Studien haben gezeigt, dass Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen

  • 3,6 mal häufiger körperliche Misshandlung
  • 3,7 mal häufiger Vernachlässigung und
  • 2,9 mal häufiger sexualisierte Gewalt 

erleben, als medizinisch gesunde Kinder und Jugendliche. Diese Häufigkeiten zeigen die Notwendigkeit eines ausreichenden Schutzkonzeptes.

Mit dem neu entwickelten digitalen Leitfaden für interdisziplinäre Betreuung von Kindern mit chronischen Erkrankungen durch Medizin und Kinder- und Jugendhilfe, soll zukünftig die Zusammenarbeit aller Beteiligten verbessert werden. Er liefert wichtige Informationen für alle Beteiligten, zeigt Hilfelandschaften auf rückt so die Familien und insbesondere die Kinder und Jugendlichen in den Fokus der alltäglichen Arbeit. Als sogenannte Webanwendung, ist der Leitfaden jederzeit digital über chronisch-kranke-kinder.de abrufbar.  


Manchmal bedingt eine chronische Erkrankung eines Kindes eine mögliche Kindesgefährdung. Dies impliziert nicht, dass Familien mit chronisch kranken Kindern und Jugendlichen automatisch im Blick des medizinischen Kinderschutzes stehen. In einigen Familien sind die psychosozialen Ressourcen allerdings nicht ausreichend genug, um eine adäquate Therapieadhärenz zu leisten und den Herausforderungen des Familienalltags gerecht zu werden. In diesem Kontext ergeben sich dann besondere Anforderungen an die Kooperation zwischen Familie, Medizin und Jugendhilfe, damit das Wohl des Kindes nicht gefährdet ist.

Wichtige Anhaltspunkte im Leitfaden für die Arbeit mit chronisch erkrankten Kindern und Jugendlichen sind die mangelnde Therapieadhärenz, elterliche Überforderung und psychische und körperliche Gewalt erkennen können. Eine weitere Kernaussage ist, dass frühzeitig eine Kontaktausnahme zum ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst) und den Frühen Hilfen hergestellt werden soll. Für die Kolleg:innen in der Jugendhilfe beinhaltet der Leitfaden wichtige Informationen und Fallbespiele über chronische Erkrankungen und dem daraus resultierendem Hilfebedarf. Dies soll die Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis fördern. Und auch umgekehrt kann sich medizinisches Personal über die möglichen Hilfemaßnahmen der Jugendhilfe und rechtliche Grundlagen informieren.

Der digitale Leitfaden bietet die Möglichkeit einer Verbesserung des gemeinsamen Wissens der Akteur und Sektoren übergreifenden Zusammenarbeit und Abstimmung. 
Als digitale Web-App Anwendung ist ein niedrigschwelliger Zugang zu fachlich fundierten und gemeinsam ausgearbeitet Hilfestellungen möglich. Übersichtliche Grafiken und Checklisten ermöglichen eine einfache und schnelle Handhabung. 
Damit wurde zunächst für Hamburg ein Instrument geschaffen, was den Fokus auf chronisch kranke Kinder und Jugendliche und deren Familien richtet. Perspektivisch soll der Leitfaden bundesweit eingesetzt werden.

Getragen und ermöglicht, wird dieser Einsatz nicht nur von den Fachkolleg:innen der Arbeitsgruppe, sondern auch von zwei Stiftungen:
Ein herzliches Dankeschön geht an die Kroschke Kinderstiftung, die sich bereits seit 1993 für chronisch kranke und behinderte Kinder einsetzt und Initiativen wie den Leitfaden und die Web-Anwendung fördert. 
Das weitere herzliche Dankeschön geht an die Stiftung „Hamburg macht Kinder gesund“, die sich für die Gesundheit der kleinsten unsere Stadt einsetzt und die Mission verfolgt die Kindermedizin in Hamburg nachhaltig zu stärken.  

Nach oben scrollen