Beinlängendifferenzen

Beinlängendifferenzen können aus ungeklärter Ursache, nach einem Unfall oder aber aufgrund einer Fehlbildung der Beine entstehen. Nicht immer führen Differenzen der Beinlängen zu Beschwerden, ca. 80 Prozent der Bevölkerung haben unbemerkt eine solche Beinlängendifferenz. Überschreiten diese jedoch ein gewisses Ausmaß, so kann es zu Auffälligkeiten des Gangbildes kommen oder zu Schmerzen etwa im Bereich des Rückens oder der Hüft- und Kniegelenke.
Diagnose von Beinlängendifferenzen
Nach der körperlichen Untersuchung erfolgt, falls erforderlich, zur genaueren Bestimmung der knöchernen Beinlänge eine Röntgen Ganzbeinstandaufnahme. Diese wird mit Hilfe einer Software exakt vermessen. Es kann bestimmt werden, ob der Unter- oder Oberschenkel zu kurz ist. Bei nicht ausgewachsenen Kindern kann zudem das restliche Wachstum der Beine errechnet werden. Dann werden wir gemeinsam mit Ihnen ein für Ihr Kind passendes Therapiekonzept erstellen.
Grundsätzlich gibt es konservative und operative Therapieoptionen, wobei nicht jeder Beinlängenunterschied einer Therapie bedarf.
Konservative Therapieoptionen bei Beinlängendifferenzen
Geringe Beinlängendifferenzen können durch eine Einlage oder/und einen Schuherhöhung ausgeglichen werden. Größere Beinlängendifferenzen erfordern meist eine zusätzliche orthetische Versorgung um ausreichend Stabilität zu erreichen. Hierüber entscheiden wir individuell auch nach den Bedürfnissen des Patienten.
Operative Therapieoptionen bei unterschiedlichen Beinlängen
Wachstumsbremsung
Das „längere“ Bein, d.h. entweder der Ober- und/oder der Unterschenkel kann in seinem Wachstum dauerhaft oder temporär gebremst werden. Dieses kann durch eine verhältnismäßig kleine und unkomplizierte Operation erfolgen. Hierbei werden Klammern oder Plättchen im Bereich der Wachstumsfuge eingebracht, welche das Wachstum bremsen. Die Kinder müssen nach der Operation nur wenige Tage im Krankenhaus bleiben, dürfen in der Regel beide Beine voll belasten und müssen nur etwa 4 Wochen auf Sport verzichten. Im weiteren Verlauf müssen die Beinachse sowie die Beinlänge kontrolliert werden. Wenn sich die Beinlänge ausgeglichen hat, können die Klammern oder Plättchen, wieder operativ entfernt werden. Grundvoraussetzung für diese Operation ist ein ausreichendes Wachstumspotenzial des Kindes, das wir unter anderem anhand von bestimmten Berechnungsmethoden vor der Operation ermitteln. Diese Operationsmethode eignet sich insbesondere für geringere Beinlängendifferenzen.
Beinverlängerungen
Marknagel
Eine weitere Möglichkeit stellt operative Beinverlängerung des „zu kurzen“ Beines dar. Bei ausgewachsenen, bzw. fast ausgewachsenen Kindern kann eine solche Operation durch den Einbau eines sogenannten „Marknagel“ erfolgen, der über kleine Schnitte in den Knochen eingebracht wird. Der Einbau von Marknägeln erfolgt seit Jahren in der Unfallchirurgie bei der Behandlung von Brüchen. Der Marknagel zur Beinverlängerung hat einen Teleskopmechanismus und wird über eine magnetische Spule mehrfach am Tag über eine sehr kurze Strecke auseinandergefahren, um die Weichteile an die Verlängerung zu gewöhnen. Somit wird der Ober-/Unterschenkel um maximal einen Millimeter pro Tag verlängert. Seit mehreren Jahren gibt es von der Herstellerfirma einen solchen Marknagel, bei dem die Kinder ab dem ersten Tag nach der Operation das operierte Bein voll belasten können. Der Marknagel wird dann nach ca. einem Jahr wieder in einer kleineren Operation entfernt.
Fixateur
Sind die Kinder noch im Wachstum oder aber es kommen noch Fehlbildungen wie z.B. Reduktionsdefekte (fibuläre Hemimelie, tibiale Hemimelie, proximaler Femurdefekt) oder Fehlstellungen nach einem Unfall hinzu, so kann sowohl die Fehlstellung als auch der Beinlängenunterschied durch einen Ringfixateur (Hexapodenfixateur) korrigiert werden. Hier berechnen wir anhand eines digital vermessenen Röntgenbildes die Fehlstellung, bzw. den Unterschied. Wir berechnen zur Therapieplanung den zu erwartenden Beinlängenunterschied wenn Ihr Kind ausgewachsen ist.
Nach der Operation verbleiben die Kinder meist etwas länger als eine Woche im Krankenhaus und wir beginnen während des Krankenhausaufenthaltes mit der Beinverlängerung/Korrektur der Fehlstellung. Die Eltern der Kinder werden von uns und dem Team der Krankenpflege sowie der Physiotherapie mit dem Umgang des Fixateurs geschult.
Das operierte Bein kann nach der Operation zunächst nicht belastet werden. Wenn sich ausreichend neuer Knochen gebildet hat, kann der Fixateur wieder in einer kurzen Operation abgenommen werden.
Checkliste Kinderorthopädie: Was Sie zum Termin bitte mitbringen
Um eine möglichst umfassende und reibungslose Konsultation zu gewährleisten, bitten wir Sie, folgende Dokumente zur Sprechstunde mitzubringen:
- Versichertenkarte
- Patient*in mit Sorgeberechtigten
- Einweisung/ Überweisung
- Vorbefunde, Unterlagen, Röntgenbilder, CT, MRT sofern vorhanden auf CD
Telefonischen Terminvergabe unter 040 67377-480, montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 14:30 Uhr.