X- beziehungsweise O-Beine
Normalerweise verfügen Beine über eine gerade Längsachse, d. h. die Knie stehen in einer Reihe mit dem Ober- und Unterschenkel. Achsabweichungen, bei denen die Knie nach außen stehen bezeichnet man als O-Beine, stoßen die Knie aneinander spricht man von X-Beinen. Allerdings durchlaufen die Achsverhältnisse im Kniegelenk im Rahmen der normalen kindlichen Entwicklung vom Säugling über das Kleinkind bis zum Erwachsenen charakteristische Veränderungen, wobei sich die Beinachse bis etwa zum 10. Lebensjahr normalisiert haben sollte. Besteht danach noch eine entsprechende Fehlstellung, empfehlen wir eine kinderorthopädische Abklärung, um rechtzeitig einen entsprechenden Behandlungsbedarf feststellen zu können.
Bei deutlich über das normale Maß hinausgehenden Abweichungen, einseitigen Fehlstellungen, Einschränkungen der Gelenkbeweglichkeit und auffälliger Körpergröße (insbesondere Kleinwuchs) sollte an das Vorliegen einer Grunderkrankung (z.B. Skelettdysplasie, Rachitis) gedacht werden.
Im Kindes- und Jugendalter verursacht ein X- oder O-Bein in der Regel keine Beschwerden. Lediglich das äußere Erscheinungsbild kann manchmal von den Kindern oder Eltern als störend empfunden werden. Entscheidend für eine Therapieentscheidung ist jedoch ob durch das X- oder O-Bein eine Fehlbelastung des Kniegelenkes hervorgerufen wird. Diese stellt ein Risiko für einen frühzeitigen Gelenkverschleiß im jungen oder mittleren Erwachsenenalter da.
Diagnose und Therapie von X- und O-Beinen
Normalerweise verläuft die Belastungslinie mittig durch das Kniegelenk. Es findet somit eine gleichmäßige Belastung des gesamten Kniegelenkes statt.
Beim X-Bein verschiebt sich diese Linie in den äußeren Bereich des Kniegelenkes, beim O-Bein in den inneren Bereich des Kniegelenkes. Hierdurch kann über die Jahre ein vermehrter und vorzeitiger Verschleiß des Kniegelenkes auftreten.
Solange in den kniegelenknahen Wachstumsfugen noch ausreichend Wachstumspotential besteht, kann durch eine gezielte Wachstumslenkung eine Begradigung der Beinachse bewirkt werden. Dies wird über eine Operation erreicht, bei der entweder an der Innenseite des Kniegelenkes (X-Bein) oder an der Außenseite des Kniegelenkes (O-Bein) die Wachstumsfuge mit speziellen Metallklammern oder Plättchen überbrückt werden und damit das Wachstum in diesem Bereich verlangsamt wird (Temporäre Hemiepiphysiodese).
Nach dieser „kleinen“ Operation, ist eine stationäre Entlassung normalerweise nach nur wenigen Tagen möglich. Eine längere Ruhigstellung ist hier nicht erforderlich. Gehstützen werden nur für die ersten Tage nach der Operation benötigt. Im Rahmen des Körperwachstums kommt es dann im Verlauf zu einer Begradigung der Beinachsen. Ist dies erreicht, müssen die eingebrachten Implantate rechtzeitig wieder entfernt werden, um ein überschießendes Wachstum in die Gegenrichtung zu verhindern. Daher sind in dieser Phase regelmäßige Kontrollen wichtig.
Um zu entscheiden, ob eine operative Korrektur erforderlich ist, wird nach der klinischen Untersuchung eine spezielle Röntgenuntersuchung - eine Ganzbeinstandaufnahme durchgeführt. Diese wird mit einem speziellen Programm vermessen. Hierbei wird die Belastungslinie im Bereich des Kniegelenkes eingezeichnet und alle wichtigen Gelenkwinkel werden vermessen. Anhand dieser Daten können wir genau entscheiden, ob eine Operation erforderlich ist und an welcher Stelle im Bereich des Kniegelenkes die Klammern oder Plättchen eingebracht werden müssen. Zudem wird das Knochenalter bestimmt, um die noch vorhandene Wachstumspotenz zu berechnen.
Wichtig ist es, dass die Operation nicht zu früh oder zu spät durchgeführt wird. Wird die Operation zu früh durchgeführt, besteht eine große Gefahr, dass die Fehlstellung wieder auftritt. Bei zu später Vorstellung kann die Fehlstellung ggfs. nicht mehr vollständig durch die „einfache“ Wachstumslenkung korrigiert werden. Das ideale Alter für eine operative Korrektur liegt bei Jungen zwischen dem 12. -14. bei Mädchen etwa vom 11.-13. Lebensjahr.
Wird eine behandlungsbedürftige Fehlstellung erst nach Wachstumsabschluss festgestellt, ist eine operative Korrektur nur noch durch eine knöcherne Umstellungsoperation möglich. Auch diese Operationen werden von uns routinemäßig durchgeführt. Der operative Eingriff und die Nachbehandlung sind hier in der Regel aufwändiger und beinhalten eine längere Entlastungsphase mit eingeschränkter Mobilität. Eine vorzeitige Korrektur der Fehlstellung im Wachstumsalter ist daher empfehlenswert.
Checkliste Kinderorthopädie: Was Sie zum Termin bitte mitbringen
Um eine möglichst umfassende und reibungslose Konsultation zu gewährleisten, bitten wir Sie, folgende Dokumente zur Sprechstunde mitzubringen:
- Versichertenkarte
- Patient*in mit Sorgeberechtigten
- Einweisung/ Überweisung
- Vorbefunde, Unterlagen, Röntgenbilder, CT, MRT sofern vorhanden auf CD
Telefonischen Terminvergabe unter 040 67377-480, montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 14:30 Uhr.